Moscheen, Einstürze

Der Einsturz des Minaretts der Bab Berdieyinne Moschee in Meknes am 19. 2. 2010 mit über 40 Toten soll durch anhaltende Regenfälle verursacht worden sein, welche an der (angeblich) aus Lehmziegeln errichteten Moschee zu Bauschäden führten. Das durch Regenfälle an der Lehmarchitektur herbeigeführte Unglück von Meknes ist nicht das einzige seiner Art, wenngleich auch eines der zur Zeit tragischsten (Siehe auch auf Blogger und auf WordPress).

Djenne (Mali) – Teileinsturz der Großen Moschee

Schon im Vorjahr, am 5. November 2009, stürzte in Djenne (Mali) einer der vier Türme der Großen Moschee ein. Der Einsturz erfolgte nach zweitägigen, sintflutartigen Regenfällen (75 mm Regen in 48 Stunden), die große Mengen von Schlamm ablagerten. Tote gab es damals nicht, vier mit der Bauaufsicht betraute Männer wurden leicht verletzt. Auch mehrere Häuser wurden durch den Regen zerstört. Die Große Moschee von Djenne wurde nach einer Zerstörung der älteren Anlage 1907 neu aufgebaut und 1986 zum Weltkulturerbe erklärt. Die vier Arbeiter waren mit der seit Januar 2009 laufenden Restaurierung beschäftigt, die von vom Aga Khan Trust for Culture betrieben wird. (Quelle in französich).

Martin Friedl berichtet am 22. November 2009 direkt aus Djenne unter dem Titel "Djenne, Moscheeturm eingestürzt und andere Kuriositäten" unter anderem (Auszug):

"Nach monatelangen Planungen wurde Mitte Oktober seitens der Aga-Khan-Stiftung mit Restaurierungsarbeiten begonnen, denn Spezialisten hatten im Vorfeld festgestellt, dass im Laufe vieler Jahre (waehrend des alljaehrlichen Festes zur Ausbesserung der Moschee) viel zu viel Lehm und damit viel zu viel Gewicht auf das über 100 Jahree alte Bauwerk geladen worden waren, jetzt war es einsturtzgefährdet. Der Plan: Abtragen von Lehm und Wiederherstellung des historischen Zustandes mir schlankeren Türmen, eckiger, zierlicher."

Das Vorhaben missfiel einigen, was zu massiven Protesten gegen den aufgeschlossenen Imam führte.  Mitte Oktober 2009 marschierten "durchaus angesehene Bürger und engagierte Muslime der oberen Schichten" zum Haus des Imam und zerstörten unter anderem dessen Auto: "seit langem ein Dorn im Auge manch so genanntem streng Gläubigem, wozu braucht schließlich ein Imam ein Auto!"

30 Männer wurden inhaftiert. Kurios-mittelalterlich die Reaktion: "Anfangs hatten die Inhaftierten noch die Meinung der Bevölkerung auf ihrer Seite, doch dann kam der 3. November, der in einer Art Gottesurteil (man kann sich diesem Ausruck nur schwer entziehen) sozusagen amtlich bestätigte, dass die Moschee doch besser zu restaurieren wäre."

 

Türkei, Provinz Blikesir

Tragischer als der Einsturz eines Turmes der Großen Moschee in Djenne (Mali) war die Zerstörung des Minaretts in dem türkischen Dorf Yakuriyagcilar in der Westprovinz Balikesir. Hier brach am Freitag, den 18. Dezember 2009 ein Minarett zusammen und tötete vier Männer, die darauf warteten in die Moschee für ihre Abendgebete zu gehen. Zwei weitere Menschen wurden verletzt aus den Trümmern gerettet. (Quelle: Siegried im Türkeiforum Side Manavgat. Siehe auch: Türkei, Minarett stürzt um und begräbt vier Menschen unter sich)

Türkei: Istanbul, Cihangir-Moschee.

Selbst der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk, der in seiner Heimat Türkei lebt und arbeitet, macht sich über die Einstürze von Moscheen und Minaretten so seine Gedanken, wäre er doch – im Falle eines Falles – ein unmittelbar Betroffener:

Mit seinem Nachbarn, einem Bauingenieur, steht Pamuk nach dem zweiten großen Beben auf seinem Balkon und unterhält sich über den zu erwartenden Fallwinkel des Minaretts. ‘Es kann nicht auf uns herabstürzen’, sagt der Nachbar. ‘Höchstwahrscheinlich stürzen wir auf das Minarett!’”

Und, wie die Süddeutsche Zeitung in einer Rezension über Orhan Pamuk’s Buch mit dem treffenden Titel “Der Blick aus meinem Fenster. Betrachtungen“ weiter fortführt:

“Zweimal schon, so ergeben Pamuks Nachforschungen, ist die Cihangir-Moschee infolge von Erdbeben und Bränden zerstört worden, überhaupt gibt es in Istanbul kaum ein Minarett, kaum eine Kuppel, die nicht schon einmal eingestürzt wären. Orhan Pamuk interessiert das alles sehr. Erstens, weil er als gelernter Architekt ohnehin gern über Bauen und Bauten nachdenkt, zweitens, weil er verlässliche Erkenntnisse über die Sicherheit seines eigenen Wohnorts haben möchte.”

Ägypten: Kairo, Sultan Hasan-Moschee

Kairo, Sultan Hasan Moschee links Hunderte Tote soll es beim Einsturz der Sultan Hasan Moschee in Kairo gegeben haben. Zitat aus dem “Wissensspeicher”:

Ursprünglich sollten vier 80 m hohe Minarette die Grabmoschee schmücken. Nachdem jedoch einer der Türme eingestürzt war und Hunderte von Menschen unter sich begraben hatte, gab man den ehrgeizigen Plan auf und begnügte sich mit zwei Minaretten.”

Ergänzung aus der deutschen Wikipedia: “Nach den Berichten des Historikers al-Maqrizi wurde der Bau im Jahr 1356 begonnen. Zeitgenössische Dokumente deuten an, dass im Jahr 1360 schon große Teile des Gebäudes fertiggestellt worden sind. 1361 stürzte jedoch das Minarett ein, das über dem Haupttor errichtet wurde. Dies führte zu zahlreichen Toten und wurde als schlechtes Zeichen für den Sultan ausgelegt. Tatsächlich wurde er 33 Tage später ermordet. Der Bau wurde niemals wirklich fertig gestellt, …” Die englische Wikipedia spricht sogar von 300 Toten.

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